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Bauen und leben mit Holz – Das Fachmagazin von Holzbau Schweiz

03/2015 Alles ausser gewöhnlich

Stil.Form

Deutscher Holzbaupreis für Schweizer Tragwerksplaner

Ausgezeichnet: Deutscher Holzbaupreis, Constructive Alps und Wienwood würdigen exzellente Holzbauten im alpinen Raum und jenseits der Grenze.

Der Deutsche Holzbaupreis wird alles zwei Jahre ausgelobt und gilt in der Bundesrepublik als die wichtigste Auszeichnung für Gebäude aus Holz. Gleich zweimal war in diesem Jahr der Schweizer Tragwerksplaner Pirmin Jung involviert.

C13. Das klingt wie die Seriennummer eines Reisecars, wie der Name eines Verbindungssteckers oder – so verrät Wikipedia – wie eine Strasse in Namibia. Neuerdings verbirgt sich hinter C13 jedoch ein preiswürdiges Bauwerk aus Holz. Das multifunktionale Mehrgenera­tionenhaus C13 steht in Berlin, Prenzlauer Berg, und hat nicht nur die Jury des Deutschen Holzbaupreises 2015 von sich überzeugt, die es im Mai zum Sieger der Kategorie Neubau kürte. Auch der renommierte Deutsche Architekturpreis des Bundes Deutscher Architekten (BDA) ging in diesem Jahr bereits an C13. Eine Ehre, die damit auch der Schweizer Ingenieurs­kunst zuteil wird. Denn neben den Kaden Klingbeil Architekten, Berlin, war auch der Schweizer Tragwerksplaner Pirmin Jung aus Rain (LU) in das Projekt involviert. Ebenfalls beteiligt waren die Schweizer Ingenieure von Pirmin Jung am Stadthaus Aachen, welches vom Deutschen Holzbaupreis 2015 mit einer Anerkennung ausgezeichnet wurde.

Der Deutsche Holzbaupreis prämiert alle zwei Jahre Projekte, die das Anwendungsspektrum des Baustoffs Holz – mit unterschied­lichen Ausprägungen – vorbildlich darstellen. In diesem Jahr waren es knapp 200 eingesandte Arbeiten, von anspruchsvollen Neubauten über erfinderische Gebäudesanie­run­gen bis zu zukunftsweisenden Entwicklun­gen, die von der Fachjury unter Leitung der Architektin Sabine Djahanschah bewertete wurden. Insgesamt vergaben sie drei Preise und fünf Anerkennungen. 

BAULÜCKE SOUVERÄN GEFÜLLT

Das Mehrgenerationenhaus C13, das von der Jury einstimmig gewählt wurde, beherbergt viele Funktionen und bewältigt souverän eine schwierige, für Berlin typische Baulückensituation mit sehr eingeschränkten Flächen- und Belichtungsverhältnissen. Das 900 Quadratmeter grosse Gelände befindet sich neben einem imposanten Backsteingebäude im Orts­teil Prenzlauer Berg. Das neue Familien-, Bildungs- und Gesundheitszentrum mit seiner weissen, verschachtelten Fassade, deren Loggien hervortreten und deren überdachte Terrassen zurückweichen, hebt sich deutlich vom benachbarten Schulhaus aus dem Jahr 1895 mit der quer gestreiften Fassade aus hell- und dunkelroten Ziegeln ab. Im Inneren überspannen Holzbetonverbunddecken ein klares Raster von Unterzügen auf Holzstützen – über die Grundstückstiefe von 45 Metern. Die Gebäudehülle des Hofgebäudes besteht aus einer komplett vorelementierten Holzrahmenkonstruk­tion. Die Aus­senwände des siebengeschossigen Baukörpers sind in Brettsperrholzbauweise ausgeführt, der fünfgeschossige Teil ist in Holztafelbauweise ­realisiert. In diese integriert sind tragende Stützen aus Brettschichtholz, welche die vertikalen Lasten ableiten. Die Gebäudeaussteifung erfolgt ausschliesslich über die hölzernen Aussen- und Innenwände; der massive Treppenhauskern wird ebenfalls über den Holzbau ausgesteift. Die gesamte Holzkonstruktion wurde vom Holz­bauer in grossformatigen Elementen im Werk vorgefertigt und mit dem Baustellenkran montiert.

NORMALITÄT HERGESTELLT

C13 bedient auf sieben Geschossen komplexe Nutzungsansprüche und verblüfft mit mäandernden Kuben in der Fassade, ohne dem benachbarten Backsteingebäude zu nahe zu tre­ten. «Das allein ist preiswürdig, wäre da nicht noch als grösstes Lob hervorzuheben, dass es die Architekten erneut verstanden haben, für den Holzbau in der Stadt – und insbesondere im steinernen Berlin – Neuland zu betreten und dabei gleichzeitig Normalität herzustellen», so die Jury in ihrer Begründung. «Sie meistern die brandschutztechnischen Hürden der Gebäudeklasse 5, nutzen gekonnt Hybriddecken mit Holzuntersicht und massive Brett­sperrholzwände für die gesamte Gebäudeaussteifung, erwirtschaften Vorteile und kurze Bauzeiten durch Vorfertigung und setzen somit hervorragend und zeitgemäss die ökologi­sche Holzbauweise um.» deutscher-holzbaupreis.de

Das Projekt – die Fakten

Auszeichnung: Deutscher Holzbaupreis 2015,
Kategorie Neubau
Objekt: C 13, Christburgerstrasse 13, Berlin
Fertigstellung: 2013
Bauherr: Stiftung für Bildung, Werte und
Leben, Berlin
Architekt: Kaden Klingbeil Architekten, Berlin
Entwurf: Tom Kaden, Berlin
Tragwerksplaner: Pirmin Jung, Rain (LU)
Holzbau: oa.sys baut GmbH, Alberschwende (AT)

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