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Auf Zeit gespie(ge)lt

Der verspiegelte Pavillon aus der Feder des Architekten Guido Kummer zeigt einmal mehr, dass auch in einem Provisorium ein starker Entwurf stecken kann.

Text Susanne Lieber | Fotos Emanuel Stotzer | Pläne Guido Kummer + Partner

Als das Golfhaus Limpachtal in Aetingen (SO) vor wenigen Jahren durch einen Brand zerstört wurde, ist entschieden worden, als Garderobenprovisorium einen kleinen Pavillon zu errichten – einen Temporärbau, der später umgenutzt und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden kann. Dem Entwurf des Architekten Guido Kummer lag hierbei die Idee zugrunde, eine einfach konstruierte Raumbox zu schaffen, die durch einen Überbau vor der Witterung geschützt wird. Box und Überbau sollten dabei klar voneinander getrennt sein, um eine spätere Demontage der Bauteile zu erleichtern, sollte das Provisorium als Garderobenersatz ausgedient haben und andernorts wiederverwendet werden.

Die Besonderheit des Pavillons unter gestalterischem Gesichtspunkt: Tragwerk und Raumbox hätten jeweils das Zeug zum Solitär. Zusammen jedoch beflügeln sie sich und erzeugen ein kraftvolles Ensemble.

Die Raumbox bildet einen annähernd quadratischen Kubus, der zwei getrennte Garde­robenbereiche (Frauen/Männer) inklusive Sanitäranlagen aufnimmt. Gefertigt ist der Kubus aus einfachen Holzelementen, die innen mit Phenolharzplatten und aussen mit Alu­cobond-Platten in Spiegeloptik verkleidet sind. Um die Raumbox vor der Witterung zu schützen, schwebt über dieser – mit einem Abstand von 80 Zentimetern – ein Flachdach aus einfachen Holzelementen. Um das Dach angemessen abzudichten, wurden nicht wie üblich Bitumenbahnen verlegt und verschweisst, sondern die Wetterschutzschicht besteht hier aus einer Kautschukmatte, die bereits vorkonfektioniert auf die Baustelle geliefert wurde.

Das hölzerne Tragwerk für das Dach bildet eine Fachwerkbinder-Konstruktion, die sich effektvoll in der Fassade spiegelt. Der gesamte Pavillon wurde hierbei von der Bader Holzbau AG gefertigt. «Wir haben quasi alles selbst gemacht. Es brauchte lediglich noch einen Baumeister und Haustechnikinstallateure», erklärt Björn Bader. Zusammen mit seinen beiden Brüdern leitet er das 23-köpfi­ge Familienunternehmen in Aedermannsdorf (SO).

Ein Jahr sollte der Pavillon am Golfplatz Limpachtal stehen. Am Ende wurden vier Jahre daraus. Inzwischen ist er abgebaut und verkauft worden. An einen Fussballclub.
baderholzbau.ch

Das Projekt – die Fakten

Projekt: Temporärer Pavillon (Erstnutzung:
Garderobenprovisorium für Golf Limpachtal)
Fertigstellung (Erstaufbau): 2020
Bauherrschaft: Public Golf Bucheggberg AG, Aetingen (SO)
Architektur: Guido Kummer + Partner, Solothurn
Holzbau: Bader Holzbau AG, Aedermanns­­­dorf (SO)
Tragwerk: Fachwerkbinder aus Fichte/Tanne
Raumbox: Einfache Holzelemente, Verkleidung aus Phenolharzplatten und verspiegelten
Alucobond-Platten
Flachdach: Einfache Holzelemente mit
Kautschukabdichtung (Contec AG)
Grundfläche: 144 m2


Guido Kummer + Partner

Gegründet wurde das Architekturbüro von Guido Kummer (1956–2023) vor dreissig Jahren in Solothurn. Die Bauaufgaben – von der Sanierung historischer Gebäude bis hin zu Neubauten – umfassen dabei Einfamilienhäuser bis hin zu Praxen, Banken, Wohnsiedlungen und Schulgebäuden. Ebenso zum Portfolio gehören Konzeptplanungen, Bauanalysen und Wirtschaftlichkeitsberech­nungen. kummerarchitekten.ch

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